Umwelt

Bosch, Miele & Co. schädigen Klima mit jährlich über einer Million Tonnen CO2: Deutsche Umwelthilfe fordert sofort sachgerechte Entsorgung alter Kühlgeräte

Veröffentlicht

25.03.2021 – 10:58

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Bosch, Miele & Co. schädigen Klima mit jährlich über einer Million Tonnen CO2: Deutsche Umwelthilfe fordert sofort sachgerechte Entsorgung alter Kühlgeräte


















Berlin (ots)

-  DUH-Umfrage zeigt: Extrem klima- und gesundheitsschädliche FCKW-Gase entweichen aufgrund unsachgemäßer Kühlgeräteentsorgung in Deutschland und schädigen Ozonschicht 
-  Geschäftsführende der Hersteller sind verantwortlich: Carla Kriwet (Bosch/Siemens) für 266.000 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, Michael Geisler (AEG) für 150.000 Tonnen CO2 und Jens-Christoph Bidlingmaier (Bauknecht) für 92.000 Tonnen CO2 
-  DUH fordert Bosch, AEG, Miele & Co. auf, klimagerechte Entsorgung nach europäischen Standards zu garantieren  

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert Kühlgerätehersteller für Klimagasemissionen von umgerechnet einer Million Tonnen CO2 pro Jahr durch die unsachgemäße Entsorgung alter Kühlgeräte in Deutschland. Besonders schlecht schneiden die Hersteller Bosch, AEG und Bauknecht ab. Dies ist das Ergebnis einer neuen Umfrage der DUH unter den zehn größten Kühlgeräteherstellern in Deutschland. Keines der befragten Unternehmen kann eine umweltgerechte Entsorgung gemäß aktueller EU-Entsorgungsstandards (EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4) garantieren. Längst verbotene, extrem klimaschädliche Gase wie FCKW gelangen durch die Nachlässigkeit der Hersteller noch immer in die Atmosphäre und belasten so nicht nur das Klima, sondern zerstören auch die Ozonschicht, gefährden die menschliche Gesundheit und verursachen beispielsweise Hautkrebs. Die DUH fordert alle Hersteller auf, umgehend die europäischen Entsorgungsstandards einzuhalten.

Dazu Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH: „Bosch, Miele und AEG brüsten sich gerne mit ihrem Umwelt- und Klimaengagement. Ein Blick in die Praxis zeigt aber, dass die Hersteller ohne Not jährlich große Mengen extrem klimaschädlicher FCKW freisetzen, indem sie auf den europäischen Mindeststandard bei der Entsorgung verzichten. Dies nehmen die Hersteller zugunsten höherer Gewinne bewusst in Kauf. Verantwortungsvolles Handeln sieht anders aus. Wie es gehen kann, zeigen Hersteller in Tschechien und vielen anderen EU-Staaten, die alte Kühlgeräte umweltgerecht recyceln und nachweislich europäische Standards einhalten. Wir fordern die verantwortlichen Geschäftsführenden der großen Kühlgerätehersteller Carla Kriwet, Michael Geisler und Jens-Christoph Bidlingmaier auf, Klimaschutz endlich ernst zu nehmen und die Einhaltung der EU-Standards auch in Deutschland sicherzustellen.“

Die DUH hat im letzten Jahr die Geschäftsführenden der zehn größten Hersteller von Kühlgeräten persönlich angeschrieben und die notwendigen Schritte für ein klimagerechtes Recycling eingefordert. Auf diese Forderungen hat bisher kein Hersteller mit konkreten Lösungsansätzen reagiert. Beispielsweise verweigerte der Hersteller Bosch auch nach mehrmaligem gezielten Nachfragen den Nachweis dafür, dass die beauftragten Recycler Kühlgeräte unter vollständiger Einhaltung der EU-Entsorgungsstandards verwerten. Auch AEG gibt zwar an, eine klimagerechte Entsorgung anzustreben, lässt diesen Worten aber keine Taten folgen. Die DUH wird von Herstellern und Händlern weiterhin die Einhaltung von EU-Entsorgungsstandards einfordern und positive sowie negative Entwicklungen transparent machen.

Die Geschäftsführenden der Kühlgerätehersteller tragen stellvertretend für die Unternehmen die Verantwortung für den unnötigen Ausstoß von Klimagasen. Die Geschäftsführerin des Marktführers BSH (Bosch/Siemens) Carla Kriwet verantwortet in Deutschland jährliche Emissionen von umgerechnet 266.000 Tonnen CO2. Electrolux-Geschäftsführer Michael Geisler, Hersteller von AEG-Geräten, ist für jährliche Emissionen von 150.000 Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich. 92.000 Tonnen CO2-Äquivalente entstehen jährlich durch die unsachgemäße Kühlgeräteentsorgung des Herstellers Bauknecht, dem Jens-Christoph Bidlingmaier vorsitzt. Die Geschäftsführer Andreas Böhm und Kristian Koch für Liebherr-Geräte sowie Jacek Rutkowski für Amica- und Samsung-Geräte verantworten jeweils Emissionen von umgerechnet 69.000 Tonnen CO2 jährlich. Während die Geschäftsführer Lu Hou für Gorenje und Mario Vogl für die Marken Beko und Grundig jeweils 58.000 Tonnen CO2-Äquivalente verantworten, sind es bei Markus Miele und Reinhard Zinkann für Miele jährlich 35.000 Tonnen CO2-Äquivalente.

„Besonders erschreckend sind Unternehmen wie Miele oder Liebherr, die eine Zertifizierung der von ihnen beauftragten Recycler nach europäischen Entsorgungsstandards überhaupt nicht für notwendig halten. Dabei könnten die Hersteller den Recyclern einfach die Standards verpflichtend vorgeben. Wenn die Recycler keine Nachweise zur klimafreundlichen Entsorgung erbringen, dürfen sie auch keine Geräte mehr recyceln“, fordert der Stellvertretende DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Philipp Sommer.

Eine aktuelle Studie im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass unsachgemäße Praktiken beim Kühlgeräterecycling in Europa jährlich für Emissionen von 6,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten verantwortlich sind. Die Problematik besteht insbesondere bei der Entsorgung in Deutschland, denn hier gibt es im Gegensatz zu anderen EU-Staaten keine gesetzlichen Vorgaben oder Herstellerverpflichtungen, die die Einhaltung von EU-Standards garantieren würden. Gesetzlich sind die Hersteller für die Entsorgung der bei Händlern und kommunalen Wertstoffhöfen abgegebenen Altgeräte verantwortlich.

Hintergrund:

Viele ältere Kühlgeräte enthalten noch immer FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe), obwohl diese aufgrund ihrer Schädlichkeit für die Ozonschicht und das Klima schon lange verboten sind. Die FCKW-haltigen Kühl- und Treibmittel in einem einzigen Kühlschrank können das Klima mit 2,7 Tonnen CO2 belasten. Nach dem gesetzlich vorgegebenen Stand der Technik müssen aus alten Kühlgeräten mindestens 90 Prozent der enthaltenen Treibhausgase entnommen und zerstört werden. Tatsächlich sind es in deutschen Recyclinganlagen deutlich weniger, da viele Anlagen etwa FCKW aus der Isolierung der Kühlgeräte nur unzureichend zurückgewinnen oder bei der Mengenermittlung fälschlich Wasser als FCKW werten. Die Einhaltung der europäischen Standards EN 50625-2-3 und CLC/TS 50625-3-4 stellt eine umweltgerechte Entsorgung nach dem Stand der Technik sicher. Die Anforderungen aus diesen Normen müssen vollständig und zumindest über staatlich akkreditierte Prüfgesellschaften kontrolliert werden. Aktuell können nur 6 von 18 Anlagen in Deutschland eine Zertifizierung nach diesen Standards nachweisen.

Links:

Eine Übersicht zur vermeidbaren Belastung des Klimas durch die zehn größten deutschen Kühlgerätehersteller finden Sie unter: http://l.duh.de/p210325

Grafiken, Flyer, Hintergrundpapiere sowie weitere Informationen zur Kühlgeräteentsorgung finden Sie unter: http://l.duh.de/kuehlgeraete

Pressekontakt:

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

Philipp Sommer, Stellvertretender Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-462, sommer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
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